Sommer 2021 – die Pandemie gefühlt vorbei. Obwohl wir alle wussten, dass die vierte Welle anrollt. Für dieses Wissen sorgte auf allen Kanälen Prof. Dr. Karl Lauterbach, der gesundheitspolitische Sprecher der SPD und Aufklärer der Nation.
Es gab seit 21 Monaten keinen Tag, an dem er nicht in meinem Wohnzimmer saß, selbstverständlich nur medial. Wenn nicht medial, hätte ich ihn gerne gefüttert, er ist doch so dünn.
Lauterbach, die Nervensäge, eine Mischung aus Schlaftablette und Aufputschmittel. Er nervte nicht nur mich. Dass er mit seinen Einschätzungen meistens recht hatte, stellte sich jeweils nachträglich heraus, machte die Sache aber auch nicht besser.
Eines Nachts, als ich nicht Herr, beziehungsweise Frau meiner Sinne und hilflos ausgeliefert war, erschien er mir im Traum. Am Morgen musste ich feststellen, dass Karl mir plötzlich ans Herz gewachsen war. Ein Leben ohne ihn war nicht mehr vorstellbar. Sofort stieg Panik in mir hoch. Wenn die Pandemie vorbei ist, was wird aus ihm? Was wird aus mir?
Zur selben Zeit erhielt ich Konkurrenz, denn er eroberte die Herzen vieler Bürger. Was ich gar nicht mitbekommen hatte, weil ich in den sogenannten sozialen Medien nicht unterwegs bin. Plötzlich gab es eine zweite ansteckende und auf Deutschland beschränkte Epidemie namens „Karlovid“.
Karl mutierte zum „Gesundheitsminister der Herzen“. Knapp schrammten wir an einem gesundheitspolitischen Sturm auf das Reichstagsgebäude vorbei. Schließlich sah sich der designierte Bundeskanzler gezwungen, seinen künftigen Untertanen nachzugeben, obwohl er wegen der Frauenquote eigentlich eine Frau in diesem Ressort haben sollte.
Zuvor war aus Karls fröhlicher Fangemeinde der Vorschlag gekommen, er solle sich zu Karla umoperieren lassen. Was er rigoros ablehnte. Kann man ja auch verstehen, Opferbereitschaft hat schließlich Grenzen.
Fachfrauen und Fachmänner in Ministerämtern wären generell keine schlechte Idee. Nur so als Anregung für die hohe Politik.
Die Hälfte der Mitglieder der neuen Bundesregierung verzichtete beim Amtseid auf den Gottesbezug „So wahr mir Gott helfe“. Dabei würden sie in diesen in jeder Hinsicht unwirtlichen Zeiten Gottes Hilfe dringend benötigen. Ich wünsche ihnen trotzdem Gottes Hilfe, egal ob sie diese erbeten haben oder nicht. – Karl hat!
Nun ist er tatsächlich Gesundheitsminister und er tut, was er immer getan hat. Er ist Kassandra (nicht Karla), die altgriechische Seherin, welche die fünfte Welle kommen sieht. Karl ringt mit dem Virus und der Virus mit ihm. Er ist wie Laokoon (auch aus der griechischen Sagenwelt), der mit den Schlangen kämpft.
Bin gespannt, wer gewinnt und wie es weiter geht mit ihm, mit mir, mit uns allen.
Fragt Ihr Euch, warum ich diese doch sehr private Lovestory aufgeschrieben habe?
Ich wollte Euch mit einer neu gewonnenen Erkenntnis vertraut machen. Wir alle wissen, dass oft aus Liebe Gewohnheit wird. Neu aber ist, dass aus Gewohnheit Liebe entstehen kann. „Steter Tropfen höhlt den Stein“, ein Tropfen namens Karl Lauterbach.