Nach der Lektüre des Moody-Bestsellers war ich fasziniert und las seitdem unzählige Berichte über Nahtoderfahrungen (NTE) und sah auf YouTube beeindruckende Interviews mit Betroffenen. Im Laufe der Jahre stellte ich fest, dass sich meine Einstellung zu dem, was eines künftigen Tagen vor uns allen liegt, verändert hat. Meine restliche Angst war verschwunden und hat einer gewissen Sehnsucht, aber auch Abenteuerlust Platz gemacht. Warum sollte ich Angst vor dem Tod haben, wo er doch wie die Geburt ein Teil des Lebens ist – Eingang und Ausgang sozusagen. Ohne diesen Übergang ins Leben und aus dem Leben gäbe es keine Weiterentwicklung, weder in der Natur noch in unserem menschlichen Leben. Gewachsen ist auch das Verständnis für mein irdisches Leben und seine Erfahrungsmöglichkeiten.
Die allermeisten Menschen, die von der anderen Seite des Lebens zurück gekommen sind, fürchten sich nicht mehr vor dem Tod. Es bleibt Sehnsucht nach der erlebten Schönheit und Freiheit und Vorfreude auf das, was hier eigentlich nicht wirklich vorstellbar ist – bedingungslose Liebe. Trotzdem ist keiner der Zurückgekehrten dem irdischen Leben abgewandt, ganz im Gegenteil.
Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es auch NTE gibt (etwa 10% aller erfassten und erforschten), die nicht angenehm sind. Dass aber auch sie einen tiefen Sinn haben, mag man daran erkennen, dass die meisten der betroffenen Personen eine radikale Umorientierung ihres neu geschenkten Lebens vornehmen.
Für mich waren die spannende und berührende Lektüre und die Video-Interviews der Schlüssel zum Schloss und das deckt sich mit den Erfahrungen der Studenten des Psychologieprofessors Kenneth Ring an der Universität von Connecticut. Zu dessen Vorlesungen waren Menschen eingeladen, die ihre NTE schilderten. Am Ende des Semesters stellten die studentischen Zuhörer fest, dass sich ihr Verhältnis zum Tod radikal verändert hat und die Angst vermindert oder ganz verschwunden war. Kenneth Ring’s Buch „Im Angesicht des Lichts“ bestätigte mir, dass es tatsächlich die Beschäftigung mit dieser Materie war, in der sich meine restliche Angst aufgelöst hatte.
Wir fürchten uns vor dem Sterbevorgang. Berichte aus Intensivstationen und Angst vor Ausgeliefert sein schüren Unbehagen. Aber warum sollten wir uns vor etwas fürchten, von dem wir gar nicht wissen, ob es unserer angstvollen Vorstellung eines Tages entsprechen wird? Dank meiner pragmatischen Einstellung fällt es mir nicht schwer, meine künftige Todesart nicht in meinen spekulierenden Gedanken zu sehr zu thematisieren und sie (mit einer guten Patientenverfügung) weitgehend dort zu lassen, wo sie hingehört – an das Ende meines irdischen Daseins.
Natürlich gibt es seitens einiger Vertreter der Neurowissenschaft Einwände gegen die Echtheit der NTE als Beweis für ein Weiterleben nach dem Tod. Wir sollten uns aber nicht von deren mechanistischem Weltbild beeindrucken lassen, das nur die Existenz von Materie anerkennt und NTE deshalb als Halluzinationen angesichts eines physischen und psychischen Ausnahmezustands bezeichnet und dafür unsere Hirnlappen bemüht. Dem gegenüber stehen hunderttausende Beweise für deren Echtheit.
Ein Beispiel: Wenn ein narkotisierter Patient während einer Operation wahrnehmen und danach in allen Einzelheiten wiedergeben kann, was das OP-Personal und die Angehörigen im Warteraum oder zu Hause gesprochen und getan haben, dann spricht das für sich. O-Ton: „Danke Doktor für die gelungene Operation, aber Sie sollten ihre OP-Schwester nicht so anschreien.“
Ein weiteres Beispiel: Eine von Geburt an blinde Patientin, die in ihren Träumen niemals visuelle Wahrnehmungen hat, berichtete was sie während ihrer Wiederbelebung sah. Jede Einzelheit entsprach den Tatsachen. Was sie nicht beschreiben konnte, waren Farben, was nachvollziehbar ist, denn von Farben haben blinde Menschen keine Vorstellung.
Die Reise aber geht weiter, über Operationssäle hinaus in Lichtsphären und Zustände, die nur mühsam beschreibbar sind, wie Betroffene versichern, weil es für die dort erlebte Schönheit und Liebe keine passenden Worte gibt.